Dr. Michael Kull ist Spezialtierarzt FVH an der Tierklinik Sonnenhof in Derendingen SO
Streng genommen können eigentlich nur Gartenbesitzer Landschildkröten einen tiergerechten Lebensraum bieten – mit viel Sonne, frischer Luft und allem, was dazugehört. Von Innenterrarien ist abzuraten. Diese sind eher als Übergangslösung zu sehen – im Frühling und im Herbst. Griechische Landschildkröten können bei optimaler Haltung das ganze Jahr im Garten verbringen. Der von den Tieren benötigte Lebensraum ist für den Schildkrötenhalter eine Herausforderung. Er ist die Grundlage für eine gute Lebensqualität, was sich in der Gesundheit und in einem langen Leben widerspiegelt (Lebenserwartung der Griechischen Landschildkröte: 80–120 Jahre!). Gerne erwähne ich die wichtigsten Punkte in der Schildkrötenhaltung – diese beziehen sich vor allem auf die Haltung im Freien. Sie gelten aber auch für die Haltung im Terrarium. Sie können sich selber überlegen, ob Sie den Tieren die erwähnten Punkte auch im Terrarium bieten können. Zur Standardausstattung eines Freigeheges gehören Versteckmöglichkeiten, Sonnen- und Schattenplätze, Trinkstellen sowie eine Wärmelampe für kühlere Tage in einem windund kältegeschützten Bereich. Die Beheizung eines Terrariums oder Unterstandes muss durch Wärmelampen erfolgen. Niemals dürfen Heizsteine verwendet werden. Die Wärme muss immervon oben kommen! Die Schildkröte nimmt die Wärme durch Helligkeit wahr – keine Lampe schafft es, das Sonnenlicht zu 100 Prozent zu simulieren. Ein Terrarium kann schon rein aus Platzgründen einem Freigehege kaum das Wasser reichen. So muss beispielsweise ein Gehege für zwei Griechische Landschildkröten mindestens achtmal so lang und viermal so breit wie die Panzerlänge einer Schildkröte sein. Für zwei ausgewachsene Tiere bedeutet dies dann ein Heim von mindestens 2 x 1 Meter! Hier handelt es sich aber um die gesetzlichen Mindestmasse! Ihre Schildkröten werden es Ihnen danken, wenn Sie ihnen mehr Platz bieten. Eine Empfehlung der Schildkröten-Interessensgemeinschaft Schweiz (SIGS) lautet auf zwei- bis dreimal grössere Gehege, als es das Gesetz vorschreibt. Der Lebensraum sollte so abwechslungsreich wie möglich gestaltet sein. Vielseitiger Bodengrund (sandig, kiesig, steinig), Hügel, kleine ungiftige Büsche und Wildstauden, kombiniert mit Magerwiesen-Vegetation. Da Schildkröten ausgezeichnete Kletterer sind und auch gerne graben, sollte ein Gehege mindestens 10 bis 15 cm tief mit begrabbarem Substrat gefüllt sein. Ein Gehege muss mit einem ausbruchsicheren Mäuerchen von 20 cm tief in den Boden und 40 bis 50 cm in die Höhe versehen sein. Weiter soll das Gehege vor Räubern am Boden und aus der Luft geschützt sein.