Dr. Michael Kull ist Spezialtierarzt FVH an der Tierklinik Sonnenhof in Derendingen SO
In der Schweiz sind acht Schlangenarten heimisch, davon sind zwei giftig: die Kreuzotter und die Aspisviper. Schlangen kommen im ganzen Land vor. Doch ihr Lebensraum ist in den letzten Jahrzehnten vor allem im Mittelland stark verändert oder gar zerstört worden. Die beiden heimischen Giftschlangen fehlen im Mittelland fast vollständig. Ihre Verbreitung beschränkt sich auf sonnige Hanglagen im Jura und in den Alpen (bis gegen 2700 m). Obwohl diese zunehmend seltener und regional sogar vom Aussterben bedroht sind, können beide Arten lokal noch recht häufig vorkommen. Alle Schlangenarten stehen seit 1967 unter bundesrechtlichem Schutz. Die Schlange ist ein wechselwarmes Tier; ihre Körpertemperatur ist von der Umgebung abhängig. Deshalb hält sie sich gerne bei feuchtwarmem Wetter in buschbewachsenem, steinigem und südexponiertem Gelände auf. Sie ist ein sehr scheues Tier und setzt sich höchstens in Notlagen durch Zischen oder Beissen zur Wehr. Schlangen sind taub, durch Lärm lassen sie sich also nicht vertreiben. Fluchtreaktionen werden sehr oft visuell oder durch Erschütterung des Bodens ausgelöst; auffällige Bewegungen veranlassen die Tiere, ihre Verstecke aufzusuchen. Ein Laie kann aus der Distanz nur sehr schwer eine giftige von einer harmlosen Schlange unterscheiden. Vorsicht ist deshalb grundsätzlich jeder Schlange gegenüber geboten. Schlangenbisse in der Schweiz sind verglichen mit Insektenstichen ein seltenes Ereignis. Letztmals ist 1961 ein Schlangenbiss tödlich verlaufen. Wie bei Insektenstichen können vor allem allergische Reaktionen lebensbedrohlich werden. Anders als die meisten Insektenstiche bedürfen aber alle Giftschlangenbisse ärztlicher Betreuung! In Gebieten mit Schlangen gilt es einige Regeln zu beachten. Tragen Sie gute, feste Schuhe und lange Hosen. Nie absitzen, ohne sich zu vergewissern, dass keine Schlangen vorhanden sind; Steinhaufen und Bruchsteinmauern meiden; Vorsicht walten lassen beim Beerensuchen, Blumenpflücken und Spielen auf Bergweiden. Bretter, Stein- und Blechplatten sind bevorzugte Schlupfwinkel. Schlangen nicht anfassen oder belästigen und ihnen die Gelegenheit zur Flucht lassen! In Ihrem geplanten Wandergebiet ist nach meinen Informationen die Aspisviper heimisch. Mit den erwähnten Tipps können Sie Ihren Schützlingen ohne weiteres die Schönheit unseres südlichen Kantons näherbringen. «Bei richtigem Verhalten ist die Gefahr eines Schlangenbisses sicherlich um einiges kleiner als andere Gefahren, denen unsere Kinder täglich im Alltag ausgesetzt sind. Geniessen Sie die Ferien! Gerne verweise ich auf www.karch.ch, die Homepage der Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz in der Schweiz. Dort kann ein Faltblatt heruntergeladen werden, das über Vorbeugung vor Schlangenbissen, richtiges Verhalten bei der Begegnung mit einer Schlange sowie über die korrekte Erste Hilfe informiert.