Dr. Thomas Schneiter ist Spezialtierarzt FVH in der Tierklinik Sonnenhof in Derendingen SO
Zunächst einmal freut es mich, dass Ihre Hündin Kira, offensichtlich bei guter Gesundheit, schon 14 Jahre alt ist. Das ist nicht selbstverständlich. Zittern, man spricht auch von Tremor, kommt beim Hund viel seltener vor als beim Menschen. Meistens liegt der Grund für Tremor im Gehirn. Wenn das Grosshirn betroffen ist, dann ist der Tremor relativ schwach. Liegt die Ursache jedoch im Kleinhirn, dann ist das Zittern stärker. Bei Erkrankungen des Kleinhirns sieht man oft den sogenannten Intentionstremor. Das Tier will zum Beispiel mit dem Maul etwas aufnehmen, und je näher es dem Gegenstand kommt, desto stärker wird das Zittern. Beim jungen Hund gibt es einige Krankheiten, die zu Tremor führen können. So kennt man zum Beispiel eine Erkrankung beim Dobermann und bei der Bulldogge, die «Head bobbing» oder Kopftremor heisst. Bei diesen Tieren zittert nur der Kopf. Zwischen den Schüttelattacken können Tage bis Monate vergehen. Ein völliges Verschwinden der Anfälle ist möglich, und der Grund für die Attacken ist nicht bekannt. Zurzeit versuchen Tierärzte der Universität München, mit einer Studie mehr über die Krankheit herauszufinden. Dann gibt es angeborene Krankheiten, die zu Tremor führen können. Es gibt Krankheiten, bei denen die Myelinscheide, das heisst die Isolation der Nerven, nicht normal ausgebildet ist oder im Verlauf der Krankheit abgebaut wird. Weiter gibt es Krankheiten, bei welchen körpereigene Antikörper Botenstoffe im Hirn blockieren. Beim älteren Hund kann der Grund für Tremor im Gehirn liegen. Oder eine Krankheit im Körper führt zu den Schüttelattacken. Veränderungen im Gehirn sind vor allem Infektionen oder Tumore. Erkrankungen von diversen Organen wie zum Beispiel Niere, Herz, Bauchspeicheldrüse, Leber etc. können verursachen, dass ein Tier unter Tremor leidet. Dann gibt es eine Erkrankung, die ich erwähne, weil sie recht häufig ist: das geriatrische Vestibular-Syndrom. Bei dieser Erkrankung liegt der Grund für das Kopfschiefhalten und Kopfzittern im Gleichgewichtsorgan. Die Störung kommt vor allem beim alten Hund plötzlich, und die Hunde erholen sich meistens innerhalb von einer Woche wieder. Ich würde Kira auf jeden Fall Ihrem Tierarzt zeigen. Ein klinischer Untersuch und vermutlich auch ein Blutuntersuch sind wichtig, damit der Grund für die Schüttelanfälle klar wird.